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Zu den Auswirkungen des Coronavirus auf die Wirtschaft: Einbeziehung selbstständiger Dolmetscher und Übersetzer inkonjunktur-, steuer-und sozialpolitische Maßnahmenpakete

Positionspapier

Im Zuge der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus zeichnen sich sowohl national als auch international gravierende Auswirkungen auf die Wirtschaft ab. Die Bundesregierung will mit milliardenschweren Investitionsprogrammen über die nächsten Jahre dagegenhalten und hat sich in Koalitionsgesprächen am 8. März zudem auf ein Maßnahmenpaket zur Abfederung der negativen wirtschaftlichen Folgen verständigt. Dieses beschränkt sich jedoch auf Unternehmen und deren angestellte Mitarbeiter (z. B. erleichterte Auszahlung von Kurzarbeitergeld oder Liquiditätshilfen).

Der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. (BDÜ) fordert als Vertretung seiner größtenteils selbstständig bzw. freiberuflich tätigen Mitglieder auch für diese Berufsgruppen entsprechende konjunktur-, steuer- und sozialpolitische Unterstützung.

Hintergrund: Bereits jetzt machen sich die Folgen der „Corona-Krise“ massiv in der Branche bemerkbar. Internationale Konferenzen, Messen, Dienstreisen, Sitzungen Europäischer Betriebsräte etc., bei denen die Verständigung nur mit professionellen Dolmetschern gewährleistet ist, werden

von den Organisatoren und Veranstaltern reihenweise - z. T. unter Berufung auf „höhere Gewalt“[1] - abgesagt oder nicht bestätigt. Dies bedeutet für die Dolmetscher hohe Einkommensverluste. Manche Veranstalter weichen derzeit auf Alternativen wie das sogenannte Remote Interpreting (Ferndolmetschen) aus, was jedoch für viele Settings - insbesondere solche, in denen simultan, d. h. in Echtzeit, gedolmetscht wird - sowohl aus technischen wie auch aus rechtlichen Gründen oft nicht geeignet ist.[2]

Übersetzungsaufträge sind ebenfalls betroffen, wobei sich die konjunkturellen Folgen für schriftliche Übersetzungen generell voraussichtlich erst zeitversetzt und im Zuge einer allgemeinen Rezession noch deutlicher bemerkbar machen werden.

Der BDÜ als größter deutscher Berufsverband der Branche schließt sich mit diesem Positionspapier dem Appell des Weltdachverbands FIT (Federation Internationale des Traducteurs) und weiterer internationaler Partnerverbände[3] an und fordert die Politik zu umgehendem Handeln unter Berücksichtigung von selbstständigen bzw. freiberuflichen Dolmetschern und Übersetzern auf.

Norma Keßler
Präsidentin BDÜ
Berlin, März 2020

Beatriz Quintanero Raposo
1. Vorsitzende VKD im BDÜ


[1] Es wird allerdings nicht - wie für jeden Einzelfall erforderlich - ausreichend differenziert, ob es sich rein rechtlich tatsächlich um höhere Gewalt handelt (in Deutschland wäre dies z. B. eine Absage nach behördlicher Anordnung, aber nicht aus eigenem Ermessen des Veranstalters).

[2] Siehe VKD-Positionspapier zum Remote Interpreting: https://vkd.bdue.de/ueber-uns/remote-interpreting/

[3] Internationaler Appell FIT, aiic und WASLI in englischer Sprache: https://www.fit-ift.org/joint-appeal-coronavirus/

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