×

„Unsere berufliche Zukunft nachhaltig gestalten“: Bericht vom 12. DfD-Workshop

Am vergangenen Samstag, den 14. Januar fand im Gustav-Stresemann-Institut in Bonn die zwölfte Ausgabe des Dolmetscher-für-Dolmetscher-Workshops – kurz DfD-Workshop – statt. Organisator ist der Internationale Verband der Konferenzdolmetscher AIIC. Der diesjährige Titel lautete „Unsere berufliche Zukunft nachhaltig gestalten“. Insgesamt hatte die Veranstaltung 90 Teilnehmer: 70 vor Ort, 20 online. Begleitet wurde die Veranstaltung auf Twitter mit dem Hashtag #DfD2023.

Der Tag begann mit einer Danksagung an Ellerbrock Konferenztechnik, vertreten durch Fabian Ellerbrock, die die gesamte technische Ausstattung und Betreuung der Veranstaltung sponsorte. Bereits diese Tatsache zeigte, wie wichtig den Konferenztechnikanbietern das Anbieten hochwertiger und professioneller Dienstleistungen und eine enge Zusammenarbeit mit den Konferenzdolmetschern ist.

 

„Ein Vortrag, den jeder Konferenzdolmetscher gehört haben sollte“

Der erste Programmpunkt war eine Rückbesinnung auf die Berufsethik und die Berufsstandards der Konferenzdolmetscher. „Ein Vortrag, den jeder Konferenzdolmetscher gehört haben sollte“, so leitete die Organisatorin und Moderatorin des DfD-Workshops, Inés De Chavarría, den informativen Vortrag von Christiane Driesen ein. Sie betonte, wie wichtig es ist, die Qualitätsstandards des Konferenzdolmetschens hochzuhalten und mit Stolz zu vertreten. Grundprinzipien unseres Berufsstandes sind unter anderem die Richtigkeit und Treue der Wiedergabe, Unparteilichkeit, Vertraulichkeit, Achtung vor dem Kunden und den Kollegen sowie die sorgfältige Vorbereitung von Dolmetscheinsätzen und die kontinuierliche Weiterbildung. Das Einhalten dieser Prinzipien dient dem einzelnen Dolmetscher, dem Dolmetscherkollektiv und den Kunden und ist entscheidend für einen nachhaltigen Erfolg im Beruf.

 

„Ditch your headset!“

Der darauffolgende Themenblock befasste sich mit den Veränderungen in der Technik. Mit seiner eindrucksvollen Präsentation machte Andrea Caniato Furore, nicht nur weil er mit den Worten „Ditch your headset!“ sein Headset zu Boden fallen ließ. Auch die ehrenamtlichen Dolmetscher, die den ganzen Tag simultan aus dem Englischen ins Deutsche und umgekehrt dolmetschten, hatten ihre „Freude“ mit Andreas Vortrag, den er größtenteils auf Englisch, jedoch mit deutschen Einschüben, hielt. Er machte deutlich, wie wichtig die Gesundheit der Stimme und des Gehörs ist, um als Konferenzdolmetscher nachhaltig arbeiten zu können. Auch wenn im Zuge des Aufkommens des Remote Simultaneous Interpreting und der jüngsten Streiks der Dolmetscher bei den EU-Institutionen das Thema Gehörgesundheit nicht neu ist, ist es nach wie vor aktuell. Er plädierte für den Einsatz von professionellen Podcast-Mikrofonen, die mittlerweile zu erschwinglichen Preisen erhältlich sind. Er riet davon ab, USB-Headsets zu benutzen, da diese ein Teil des Gesamtproblems sind. Da den Veranstaltungsteilnehmern auffiel, dass ein so entscheidendes, vielschichtiges und durchaus kompliziertes Thema mehr Zeit als nur 30 Minuten benötigt, wird nun an der Ausarbeitung eines ganztätigen Workshops zu den Themen Stimme, Gehör und Technik gearbeitet.

Die anschließende Podiumsdiskussion mit Vertretern großer Konferenztechnikanbieter in Deutschland – Elakustik, Ellerbrock und PCS – hatte zum Ergebnis, dass es eine noch engere Zusammenarbeit zwischen Technikern und Konferenzdolmetschern braucht, um Kunden für die Bedeutung professioneller Technikdienstleistungen und den Einsatz eines hochwertigen technischen Equipments zu sensibilisieren und zielgerichteter zu beraten. In Extremfällen sei es auch nötig, dem Kunden eindringlich zu vermitteln, dass gewisse (technischen) Qualitätsstandards nicht unterschritten werden dürfen. Notfalls müsse die Erbringung der Dolmetschleistung verweigert werden. Es fiel auf, dass sowohl Technikanbieter als Konferenzdolmetscher mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben; unter anderem damit, dass Kundenanfragen immer kurzfristiger aufkommen. Die dafür nötige Flexibilität und dadurch fehlende Planungssicherheit sollten eingepreist werden. In Zeiten großer Ungewissheiten ist eine intensive Kooperation zwischen Dolmetschern und Technikern unerlässlich. Auch für dieses Thema wird ein Ganztagesworkshop ausgearbeitet, um den Fragestellungen und entsprechenden Lösungsansätzen die Zeit widmen zu können, die ihnen gebührt.

 

Die neue Nachhaltigkeit

Der letzte Themenblock stand unter dem Motto „Die neue Nachhaltigkeit“: Wie definieren wir eigentlich den – leider zum Modewort verkommenen – Begriff „Nachhaltigkeit“ sowohl individuell als auch kollektiv? Welche Dimensionen von Nachhaltigkeit existieren? Wie messen wir Nachhaltigkeit? Danjela Brückner, Anja Rütten, Julia Böhm und Karin Walker widmeten sich der Frage, was für die nachhaltige Zukunft des Berufs gebraucht wird, sodass wir dauerhaft erfolgreich arbeiten können, ohne unsere Ressourcen zu erschöpfen.

Entscheidende Ressourcen, aus denen wir schöpfen, sind die körperliche und geistige Gesundheit, unsere Zeit, unsere Finanzen, unser Miteinander mit Kunden und Kollegen und unser Wissen. Schlüsselergebnisse der Kurzvorträge und der Diskussionsrunde sind, dass wir uns individuell und kollektiv auf die Dauer mehr schaden als helfen, wenn wir mit einer leichten Erkältung in der Simultankabine sitzen, dass man mit Pausen und Spaß deutlich mehr lernt, dass man mit einem „Nein“ gegenüber einem Kunden zwar auf kurze Sicht einen Auftrag nicht erhält, dadurch jedoch langfristig umso erfolgreicher sein kann und dass eine nachhaltige Kundenbeziehung vor allem auf transparente Kommunikation und eine faire Zusammenarbeit baut.

Der Workshop endete mit Vorträgen von AIIC-Präsidentin Jennifer Fearnside-Bitsios und Silvia Puit Vögelein, Spanisch-Dolmetscherin für die Institutionen der Europäischen Union in Brüssel. Sie machten darauf aufmerksam, dass für die individuelle und kollektive Nachhaltigkeit des Berufsstandes ein geschlossenes Auftreten der Dolmetscher-Interessensvertretungen entscheidend ist. Und damit die Dolmetscherverbände funktionieren, braucht es ehrenamtliches Engagement auf allen Ebenen – woran es glücklicherweise nicht mangelt.

Der zwölfte DfD-Workshop endete mit mehr Fragen als Antworten. Dies war jedoch vorherzusehen, da die vielschichtigen Themen in 7 Stunden nur oberflächlich behandelt werden konnten und da bedeutsame und komplexe Fragestellungen mehr Zeit benötigen, um zufriedenstellend beantwortet zu werden. Diese Zeit wird es dann bei den geplanten Folgeveranstaltungen zu den Themen Stimme und Gehör sowie Zusammenarbeit mit Konferenztechnikanbietern geben.


nach oben

VKD

facebook twitter linkedin youtube

BDÜ

bdue xing twitter facebook youtube google pinterest linkedin
×