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Mehrsprachige Informationen im Kampf gegen Corona unabdingbar

Impfstrategie und Corona-Regeln müssen auch für Menschen ohne ausreichende Deutschkenntnisse verständlich sein / BDÜ fordert Einsatz von qualifizierten Übersetzern und Dolmetschern

Berlin, 5. März 2021 – Aktuellen Medienberichten zufolge gefährden Sprachbarrieren die erfolgreiche Bekämpfung der Corona-Pandemie. Die Informationen zu den entsprechenden Maßnahmen und zur Impfkampagne erreichen demnach nicht alle Teile der Bevölkerung. Insbesondere Menschen mit Migrationshintergrund fehlt oft der Zugang zu diesen – entweder weil sie nicht in einer ihnen verständlichen Sprache vorhanden oder weil sie nur schwer auffindbar sind.

Der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) fordert in seinem bereits Mitte Dezember veröffentlichten Positionspapier eine Informations- und Kommunikationskampagne in allen Sprachen, für die in Deutschland Bedarf besteht.

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Gefährlich: Ehrenamtliche Laien sollen’s richten

Für die Kommunikation in diesen Sprachen müssen unbedingt entsprechend fachlich ausgebildete Sprachexperten herangezogen werden. Von Fachfremden übersetztes Informationsmaterial oder von Laien – womöglich sogar Kindern bzw. Familienangehörigen – gedolmetschte Aufklärungsgespräche stellen eine massive Gefährdung aller Beteiligten dar. Und zwar nicht nur für ihre Gesundheit, sondern auch in Bezug auf die rechtliche Absicherung der für die Durchführung verantwortlichen Organisationen und medizinischen Fachkräfte.

Eine nicht neue, aber in den letzten Tagen – insbesondere nach dem Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz vom 3. März zur Teststrategie ab der nächsten Woche – noch verstärkt zu beobachtende Entwicklung ist deshalb umso bedenklicher: Städte und Gemeinden sind händeringend auf der Suche nach Sprachmittlern, die Aufklärungs- und Informationsmaterial übersetzen und vor Ort dolmetschen sollen. Da nach wie vor entsprechende, u. a. vom BDÜ immer wieder angemahnte Strukturen für die Bestellung von qualifizierten Übersetzern und Dolmetschern fehlen und für die erforderlichen Ausschreibungen, bei denen mindestens drei Angebote einzuholen wären, keine Zeit bleibt, sollen nun einmal mehr ehrenamtliche Laien eingesetzt werden.

 

Öffentliche Hand leistet Entwertung der Berufe Vorschub

Eine für qualifizierte freiberufliche Sprachdienstleister nicht nur aus berufsethischen Gründen besonders bittere Pille:

  • Nach einem Jahr, das für viele faktisch einem Stillstand mit deutlichen Umsatzeinbrüchen gleichkam, weil praktisch keine größeren Veranstaltungen, zeitweise auch keine Gerichtsverhandlungen, Behördentermine etc. stattgefunden haben, und Medieninformation nachdem erst seit Mitte Februar die Neustarthilfe beantragt werden kann, die das erste wirtschaftliche Hilfsprogramm zu sein scheint, das besser als die vorherigen auf die Bedürfnisse von Solo-Selbstständigen ausgerichtet ist, und
  • nachdem erst seit Mitte Februar die Neustarthilfe beantragt werden kann, die das erste wirtschaftliche Hilfsprogramm zu sein scheint, das besser als die vorherigen auf die Bedürfnisse von Solo-Selbstständigen ausgerichtet ist, und
  • nachdem Ämter und Behörden meist ohnehin nicht die über die Verwaltungsverfahrensgesetze vorgeschriebenen Tarife nach dem Justizvergütungs- und -entschädigungsgesetz (JVEG) zahlen, sondern kaum zumutbare Rahmenvereinbarungen schließen, soll diese anspruchs- und verantwortungsvolle Leistung nun also unentgeltlich erbracht werden. Damit wird erneut gerade von öffentlicher Hand einer Entwertung dieser Berufe Vorschub geleistet.

 

Fazit

Die Corona-Pandemie kann nur erfolgreich bekämpft werden, wenn wirklich alle Bevölkerungsgruppen – auch die ohne oder mit nur wenigen Deutschkenntnissen – die einzuhaltenden Regeln und Maßnahmen wie die Impfkampagne klar verstehen und in ihrer Muttersprache kommunizieren können. Dies kann nur mit fachlich qualifizierten und angemessen vergüteten Sprachexperten sichergestellt werden.

 

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