Frankfurt am Main, 23. Juli 2020 – Anfang Juli übernahm Deutschland turnusgemäß den Vorsitz des Rats der Europäischen Union. Bis Ende des Jahres sollten zahlreiche offizielle Veranstaltungen im ganzen Bundesgebiet stattfinden. Doch mit der Corona-Pandemie hat sich einiges geändert: Die meisten Veranstaltungen finden als Videokonferenz statt, wenige können wie vorgesehen mit allen Teilnehmern vor Ort durchgeführt werden und einige wurden sogar gestrichen. Das beeinflusst natürlich die Arbeit von allen, die bei diesen politischen Treffen arbeiten, wie zum Beispiel die Dolmetscher aus dem Verband der Konferenzdolmetscher (VKD) im Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) e.V..
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„Ich hatte mich sehr auf die deutsche Ratspräsidentschaft gefreut“, sagt Vivi Bentin, freiberufliche Diplom-Dolmetscherin aus Berlin und Mitglied im VKD. Sie hat im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaften bereits in zahlreichen Ländern für den Bundestag gedolmetscht und schätzt in normalen Zeiten den direkten Kontakt mit den Konferenzteilnehmern. „Für mich steht die Ratspräsidentschaft mit ihrer Vielschichtigkeit und Internationalität auch stellvertretend für meinen Beruf. Das Tolle an unserer Arbeit ist ja auch das Verreisen, das vor Ort sein, das bei den Leuten sein“, so Bentin. „Dieses Jahr müssen wir uns leider auf mehr Online-Veranstaltungen mit weniger direktem Kontakt einstellen.“
Konferenzbranche reagiert schnell
Trotzdem sieht Bentin in der veränderten Situation auch Positives: „Die ganze Branche hat unter dem Druck der Krise relativ schnell reagiert und für gute technische Lösungen gesorgt. Es sind eher manche Auftraggeber, die noch ein bisschen Zeit brauchen, um sich auf die Technik einzulassen.“ Bei den meisten Veranstaltungen, die als Videokonferenz stattfinden, wird bei der diesjährigen deutschen Ratspräsidentschaft das sogenannte Remote-Dolmetschen zum Einsatz kommen. Dabei sind die Dolmetscher nicht wie üblich mit im Tagungsraum, sondern verfolgen das Geschehen am Monitor. Das kann im Nachbarraum oder an einem ganz anderen Ort sein. Einige Ministerien haben sich vor Ort im Ministerium sogenannte Dolmetschhubs einrichten lassen, um diese dann nur an die Videokonferenztechnik einer Veranstaltung anschließen zu müssen.
Schnelle technische Fortschritte beim Remote-Dolmetschen
Das Remote-Dolmetschen bringt natürlich auch einige Veränderungen im Arbeitsablauf mit sich. „Online-Meetings sind für alle Beteiligten anstrengender als Präsenzveranstaltungen – sowohl für die Teilnehmer als auch für die Dolmetscher. Deswegen dauern die Veranstaltungen entweder nicht mehr so lange oder die Dolmetscher-Teams sind größer“, sagt Bentin. Auch die Kommunikation der Kollegen untereinander läuft anders ab, denn auch zwischen den Dolmetschern muss aus Gründen des Infektionsschutzes ein Sicherheitsabstand eingehalten werden. Umso mehr kommt es jetzt auf die Technik an. Diese muss vorher akribisch getestet werden, damit am Veranstaltungstag alles reibungslos funktioniert.