Frankfurt am Main, 18. November 2020 – G20-Gipfel wirken mitunter wie die Welt in Klein: Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen, quirliges Gewusel auf den Gängen und ein Sprachengewirr, in dem man leicht die Orientierung verlieren kann. Auch wenn sich die Gruppe der Zwanzig in diesem Jahr nicht wie geplant am 21. und 22. November in Riad, sondern nur virtuell trifft, sorgen die Dolmetscher, unter anderem auch Mitglieder des Verbands der Konferenzdolmetscher (VKD) im Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ), dafür, dass sprachliche Barrieren überwunden werden.
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Die Besonderheit von G20-Gipfeln liegt in ihrer Sprachenvielfalt. Insgesamt nehmen 19 Staats- und Regierungschefs mit unterschiedlichen Muttersprachen teil. Hinzu kommen Vertreter der Europäischen Union mit weiteren Sprachen sowie Delegierte von Staaten ohne Stimmrecht und von Nichtregierungsorganisationen aus aller Welt.
Organisatorische Herausforderungen der Sprachenvielfalt
Diese Vielsprachigkeit bringt Herausforderungen mit sich – vor allem organisatorische: Denn es ist nicht immer leicht, für alle Sprachen qualifizierte Dolmetscher zu finden. Für Koreanisch oder Indonesisch zum Beispiel muss man intensiv suchen. Bei Bedarf wird daher mit sogenannten „Relais-Sprachen“ gearbeitet. Das heißt, dass beispielsweise ein Koreanisch-Dolmetscher die Wortmeldungen der Vertreter Koreas ins Englische dolmetscht. Bundeskanzlerin Angela Merkel hört währenddessen einem Dolmetscher der deutschen Kabine zu, der die englische Tonspur des Koreanisch-Dolmetschers ins Deutsche überträgt.
Intensive Vorbereitung
„Nicht nur für den Organisator, sondern auch für die Dolmetscher bedarf es im Vorfeld eines G20-Gipfels einer intensiven Vorbereitung“, weiß Roland Schmieger, Leiter des Dolmetschdienstes des Auswärtigen Amtes. Schmieger hat unter anderem beim G7-Gipfel 2015 in Elmau, beim G7-Außenministertreffen 2015 in Lübeck sowie bei anderen Großveranstaltungen der OSZE unter deutschem Vorsitz den Dolmetschereinsatz organisiert. „Für die Dolmetscher besteht die Vorbereitung im Wesentlichen darin, die umfangreichen Gesprächsunterlagen eingehend zu studieren, um die detaillierten Fachgespräche inhaltlich präzise dolmetschen zu können – und das auch nach vielen Stunden im Einsatz.“ Denn die Arbeitszeiten während dieser Großveranstaltungen sind oft besonders lang. Deshalb wird in der Regel in Dreierteams mit maximal überlappenden Sprachkombinationen gearbeitet, sodass die Ablösung möglichst flexibel erfolgen kann.
Nach Abschluss eines langen Konferenztages geht es in aller Regel ruhig zu. „Insgesamt kann man sagen, dass alle auf einem Gipfel eingesetzten Dolmetscher nach getaner Arbeit einen guten Schlaf haben,“ so Schmieger.
Das vollständige Interview mit Roland Schmieger finden Sie hier.